Hahnenhof-Kollektion

Hahnenhof Pulheim

Montag, 13. Februar 2012

Filmkritik "Gefährten": Auf Grundlage der lustigen Kritik von Lisa Hanawalt

Gefährten: Eine Filmkritik
By Lisa Hanawalt January 9, 2012 übersetzt und ergänzt von Agnes
Ich könnte ein komplettes Buch über Pferde schreiben und wie sehr ich sie liebe, aber lass uns einfach feststellen, dass ich im Alter von acht bis vierzehn Jahren ein Pferd war. Frühere Klassenkameraden fragen mich immer noch, ob ich das Mädchen war, das Ponies gemalt hat und IMMER auf allen Vieren herumgekrochen ist. Also Leute, ICH hab ne Menge Pferdefilme gesehen.
Irgendwie habe ich es geschafft, die Familie meines Freundes davon zu überzeugen, mit mir im Kino „Gefährten“ anzugucken.
Ganz egal, ob der Film gut oder schlecht war, ich wußte, ich würde Pferdekämpfe geniessen so lange opulente Szenen mit glänzenden Pferden, die über Felder galoppieren, gezeigt würden. Hier ist meine Filmkritik:
Spielberg fängt genau richtig an und läßt direkt ein neugeborenes Fohlen fröhlich auf der Wiese herumtollen
Das Fohlen wächst und wird größer und größer. Dabei wechseln Farbe und Abzeichen und das innerhalb von nur einem Jahr.
Dann als das Fohlen ein Jahr alt ist, wird es auf dem Markt verkauft an einen alten betrunkenen Farmer. Er kauft das Pferd für 30 Guineas.

Der alte betrunkene Typ bedauert dann ein wenig, dass er so ein munteres Pferdchen gekauft hat, weil er nicht damit zurecht kommt, aber sein Abercrombie & Fitch-Model-Sohn versucht sich einfach an der Pferdeausbildung.
Falls Ihr mit dem Genre des Pferdefilms nicht vertraut seid, JEDER Pferdefilm handelt von einem tapferen jungen Menschen, der eine ganz besondere Freundschaft mit einem normalerweise sehr schwierigen und widerspenstigen Pferd eingeht. Weil es der Traum jeder wilden Kreatur ist, Dir völlig zu vertrauen und Dein Kumpel zu werden. Das ist dann ein Riesenkompliment! Und es ist ebenso die ultimative Enttäuschung, wenn Du Reitstunden nimmst, und Dein Pferd sich überhaupt nicht für Dich interessiert und versucht, Dich an einem Baum abzustreifen.
Ich bin enttäuscht, dass sie das Pferd im Film „Joey“ genannt haben. Hätte das nicht etwas dramatischer klingen können? Wenigstens sowas wie „Joey´s Little Wiseguy“ hätt schon drin ein müssen. Etwas mehr Respekt!
Joey muss jetzt jedenfalls das Feld bestellen. Nachdem es sich beim Ankauf um einen Jährling handelte- zugegeben, einen verdammt gut bemuskelten und schon ziemlich erwachsen aussehenden, stattlichen Jährling, wartete ich auf den unvermeidlichen Kreuzverschlag. Der kam aber nicht (oder wurde das Pferd ausgetauscht?).
Abgesehen von diesen grausigen Szenen, die wohl veranschaulichen sollen, wie in unserer Zeit mit der Kindheit von Pferden umgegangen wird und dass der Krieg auch vor Fohlen nicht halt macht, bin ich ziemlich enttäuscht, dass „Gefährten“ nicht etwas mehr Action beinhaltet und dass es sich nicht als die von mir erwartete Pferdeversion von „Planet der Affen“ erweist.



• Oh ja: Die Gans!!! Da gibt es eine Gans die ständig Leute jagt und am Rande einiger Szenen ihr Unwesen treibt. Sie hat mehr Charisma und Charme als sonst irgendwas in dem Film. Ich fordere: Einen Oskar für den besten Darsteller an die GANS!!!

Spielberg tat so, als wär das was ganz außergewöhnliches, dass er einen unbekannten Schauspieler für die Hauptrolle verpflichtete, aber der Typ ist bloß so ein glattes Babyface. Er ist gut darin, über Felder zu rennen und dem Pferd feuchte Blicke zuzuwerfen.
Wenn Du einem Pferd erklärst, wie wichtig etwas ist, wird es Dich verstehen und alles genau so machen, wie Du das möchtest. So hat das dann auch mit dem Pflügen des Ackers hingehauen. (weitere Anmerkungen zu dieser Szene hat Markus ja schon gemacht)
• Pferdegesichter sind meistens in Filmen so unglaublich ausdruckslos; sie starren Dich an mit diesen wunderschönen langen Nasen und Du weißt nicht, was sie denken. Ich könnte mir vorstellen, dass sie über Karotten nachdenken und über Wege, die Menschheit auszuradieren. Aber wer weiß...
• Das Leitmotiv des Films ist, dass eine Menge Leute sich in dieses Pferd verlieben und bereit sind alles für es zu riskieren. Dieses Pferd ist eine Art Sirene. Deswegen muss auch am Ende unbedingt ein Opa, der seine Enkelin in den Kriegswirren verloren hat, das Pferd noch auf dem Markt kaufen, um dann zu erkennen, dass das Pferd NUR den uncharismatischen Typen ohne Bartwuchs gut findet. Da hat er 100 wasauchimmer für eine Währung das ist, in den Sand gesetzt.

Ich bin froh, dass das Pferd im Film nicht gesprochen hat oder ich seine Gedanken hören konnte.
Spielberg hat hier einige ganz clevere Wege gefunden, das Blutbad des Krieges zu verbrämen. Wir sehen reiterlose Pferde, die über Kanonen springen, die Flügel einer Windmühle verbergen den Anblick einer Exekution, etc. Wir haben es hier mit einer unblutigen pferdischen Betrachtungsweise von Gewalt zu tun.
Die Pferde der Soldaten marschieren alle vor einem wunderschönen feurigen Sonnenuntergang, so dass nur ihre Silhouetten zu sehen sind. Ich stelle mir vor, wie es aussieht wenn eins von ihnen äppeln würde...

• Das Pferd im Film findet auch einen Pferdefreund und als unser Pferdeheld meint, sein Kumpel wäre zu schwach um einen Kanonenwagen zu ziehen, prescht unser Held vor und übernimmt freiwillig den Platz unter dem Kummet für seinen Freund. Haben Pferde wirklich die Fähigkeit, sich freiwillig zum Dienst zu melden?
• Ich bin mir ziemlich sicher, dass Pferde sich nur freiwillig für Dinge melden, die ihnen Spaß machen wie Karotten, Müsli und Weidegang.
DAS ANDERE PFERD STIRBT!!! Argghhh dieser Teil des Films ist wirklich traurig. Aber so kitschig, dass man auch diese ergreifende Szene nicht wirklich ernst nehmen kann.
Okay, aber der traurigste Teil ist direkt gefolgt von der BESTEN SZENE: Das Pferd im Duell mit einem Panzer, es überwindet diesen spielend, indem es einfach darüber läuft und dann beginnt eine verrückte Galoppiererei durchs Niemandsland. Dabei springt es in und über Gräben, bis es sich in Stacheldraht verheddert und liegen bleibt.
Dann kommt die ergreifende Szene der Rettung des Pferdes, die zeigt, dass Tierliebe über die Gräben des Krieges hinweg die Völker vereinigt. Aus den verfeindeten Lagern kommen zwei Soldaten um das Pferd aus dem Stacheldraht zu befreien. Sie sprechen glücklicherweise eine Universalsprache, so dass die Verständigung zwischen dem Engländer und dem Deutschen kein Problem ist. Das deutsche Lager wirft das Pferd fast mit Drahtscheren tot und der Deutsche verliert das anschließende Münzenwerfen um das wunderschöne Tier, das relativ unbeeindruckt von seinem Stacheldrahterlebnis, sich nun wieder einmal von irgendwem mitnehmen lässt.
Dieser Teil hätte besonders schmalzig werden können ist aber hochgradig geschmackvoll umgesetzt und wartet am Ende noch mit einem Lacher auf (ich will nicht alles verraten, hat aber was mit Düsseldorf zu tun).

Es gibt mindestens drei Szenen, in denen jemand das Pferd ohne Grund einfach erschießen will, und das Pferd hat keine Ahnung- weil es ein Pferd ist.
Ach so ja, der Model-Typ hat dem Pferd am Anfang nen indianischen Eulenruf beigebracht. Darauf hört das Pferd. Der Typ ist auch in den Krieg gezogen um sein Pferd zu suchen und ist durch eine Gasbombe zeitweilig erblindet. Als er hört dass sich ein Pferd im Gefechtsgraben befindet, fängt der einfach an seinen Eulenruf auszustoßen. Ein Glück! Denn der Tierarzt will das Pferd, das eine „böse Wunde“ am Bein hat vom Stacheldrahtm gerade erschießen. Puh, nochmal Glück gehabt! Joey wiehert und rennt zu seinem Herrn. Ein Glück, dass Pferde so auf indianische Rufe stehen. Ich probier das zu Hause auch mal aus jetzt.
FAZIT: Dies ist zwar ein Standart-Pferdefilm der menschliche Ideale, Emotionen und Symbole auf ein Tier projiziert, in Sandwichmanier mit nem leichten Kriegsfilm in der Mitte, leider aber völlig ohne jegliche sinnvolle Handlung. Nein hier ist nicht einmal die sonst so beliebte "Lassie findet den Weg nach Hause"-Geschichte einigermaßen glaubwürdig und sinnvoll umgesetzt. Es gibt etwa vier schöne Pferde, die besonders schnell laufen. Alle Pferde lassen alles mit sich machen und erdulden den Film ebenso wie der Zuschauer. Es wird kein wirklicher Pferde-Charakter erarbeitet. Das Tier ist austauschbar- wird deswegen auch von Szene zu Szene immer wieder ausgetauscht. ES LOHNT SICH NUR, DEN FILM ANZUGUCKEN, WENN DABEI DER HALBE STALL IM SELBEN KINOSAAL MIT DABEI IST !!!
Leider konnte ich den Film nicht im geringsten ernst nehmen, deswegen auch nicht weinen- und ich bin echt nah am Wasser gebaut bei solchen Filmen sonst.

Lisa Hanawalt lives in Brooklyn and does illustrations + funnies for publications like the New York Times, McSweeney’s, Vice, and Chronicle Books. She’s best known for her comic book series I Want You.